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Leserbrief an den Münchner Merkur zum Kommentar vom 14.11.2025 – „Weidels Plan für die Macht“ von Georg Anastasiadis

Sehr geehrter Herr Anastasiadis,

ich habe schon einige Leserbriefe zu Ihren Kommentaren geschrieben. Aber jetzt muss ich mal ein ernstes Wörtchen mit Ihnen reden. Glauben Sie das wirklich, was Sie da schreiben, oder ist es lediglich eine Auftragsarbeit?

Haben Sie die Aussagen von Chrupalla in der Markus Lanz-Sendung vom 11. November auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft? Ich habe mir die Sendung nochmal angesehen (eine Tortur, diesen Lanz zu ertragen!). Bezüglich Russland und Ukraine ist mir kein Satz von Chrupalla aufgefallen, der mir unglaubwürdig oder unvernünftig erschien. Und ich halte mich für relativ gut informiert über die Vorgänge in der Ukraine seit Anfang 2014. Können Sie mir eine Aussage nennen, die nicht stimmt?

Dass Chrupalla sich vor Putin nicht fürchtet, halte ich auch für berechtigt. Es gibt mittlerweile mindestens zwei Stellungnahmen der Bundesregierung, in denen bestätigt wird, dass zu folgenden Behauptungen keine Hinweise vorliegen:

  • Putin will die Sowjetunion in den Grenzen vor 1989 wiederherstellen (Antwort des Außenministeriums vom 1.8.2024 auf eine offizielle Anfrage aus dem Bundestag).
  • Russland beabsichtigt bis 2029 einen Angriff auf Deutschland, die EU oder Mitgliedsstaaten der NATO (FragDenStaat, Antwort des Verteidigungsministeriums vom 7.10.2025).

Verfügen Sie über anders lautende Informationen?

Und dann kommen wir zum Begriff „Schlächter Putin“, der in Ihrem Kommentar vorkam. Für mich ist die Verwendung dieses Begriffs übelste propagandistische Beihilfe zur Herbeiführung eines Weltkrieges. Nichts anderes!

Über die Völkerrechtswidrigkeit der militärischen Spezialoperation Russlands auf das ukrainische Territorium lässt sich trefflich streiten.
Sie werden besser als ich wissen, dass es 2014 die ukrainischen Regierungstruppen waren, die zuerst die Regionen Donezk und Lugansk angegriffen haben, dass die Verträge Minsk I und II zur Beilegung des Bürgerkriegs unter anderem von der Bundesregierung hintertrieben wurden, um der NATO Zeit zur Aufrüstung der Ukraine zu geben, wofür sich Merkel in einem Zeit-Interview Ende 2022 brüstete.
Dass Russland im Dezember 2021 einen letzten Versuch unternahm, den Konflikt auf dem Verhandlungsweg zu lösen, was die NATO – auf einen Krieg hinarbeitend – zurückwies, dass die Ukraine der NATO beitreten sollte, was bekanntermaßen mit vitalen Sicherheitsinteressen Russlands kollidierte.
Dass Selenskyj bei der Münchner Sicherheitskonferenz 2022 den ukrainischen Besitz von Atomwaffen vorschlug, und schließlich dass die Ukraine Mitte Februar 2022 einen massiven Artilleriebeschuss des Donbass begann, was ganz offensichtlich einen Angriff vorbereiten sollte.

Bei dieser Vorgeschichte erscheint es zumindest nachvollziehbar, dass die russische Regierung keinen anderen Ausweg mehr sah als eine militärische Lösung. Sie werden sicherlich auch wissen, dass die russische Vorgehensweise darauf ausgerichtet ist, zivile Opfer so gut wie möglich zu vermeiden, während gerade die ukrainische Armee mit ihren integrierten faschistischen Verbänden seit 2014 ganz besonders auf die Tötung und Terrorisierung der Zivilbevölkerung abzielt. Dass die russische Seite an einer schnellen Beendigung des Kriegs interessiert ist, beweisen die Friedensverhandlungen des Frühjahrs 2022, die in Istanbul kurz vor einem erfolgreichen Abschluss standen! Hätte nicht die NATO, namentlich Boris Johnson, interveniert und für die Fortsetzung des Kriegs gesorgt.

Wie können sie eingedenk der vorgenannten historischen Fakten von einem „Schlächter Putin“ sprechen?

Für eine offene Antwort wäre ich dankbar.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Olaf Malek
München

Der Leserbrief bezieht sich auf folgenden am 14.11.2025 im Münchner Merkur erschienenen Kommentar von Chefredakteur Georg Anastasiadis:

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